AKADEMIE FÜR STRESS- UND BURNOUT-PRÄVENTION

Stressforschung-von Darwin bis Hüther

Geschichte der Stressforschung, Mag. Eva Lindqvist, Dezember 2012

Bis heute gibt es noch immer kein allgemein akzeptiertes Stressmodell. Die Begriffe Stress und Burnout werden demzufolge mit verschiedensten, teilweise nicht kompatiblen Definitionen belegt, was bei Betroffenen oft zu großer Verwirrung führt.

Für alle, die auch an Hintergründen dieser Materie interessiert sind, habe ich hier einen kurzen Abriss der bekanntesten Stresstheorien aufgestellt, den man übrigens auch sehr übersichtlich in Gerald Hüthers "Biologie der Angst", Seite 28-31, finden kann.

Man könnte bereits Charles Darwin (1809-1882) als Vorreiter der Stressforschung sehen. Darwin hat zwar den Begriff "Stress" noch nicht benutzt, sieht aber jedes Lebewesen von Seiten der Umwelt her ständig herausgefordert oder bedroht. Dieser Stress erzeugt laut Darwin einen "Selektionsdruck", der nur die stärksten und bestangepassten Individuen einer Art überleben lässt. Darwin sah die Reaktion eines Individuums auf diesen "Stress" als eine des gesamten Organismus.

Der französische Wissenschaftler Claude Bernard beschrieb 1865 in seiner sehr mechanistischen Theorie den Organismus als eine Art "lebende Maschine", die auf Einflüsse von Seiten der Außenwelt mit Schutzfunktionen reagiert und bei Versagen dieser Schutzfunktionen erkrankt oder im schlechtesten Fall stirbt.

Der amerikanische Physiologe Walter B. Cannon bleibt noch sterk im Mechanistischen und prägt den Begriff "Homöostase" für den Versuch des Organismus, das innere Milieu aufrechtzuerhalten. Er verwendet auch erstmals den Begriff "Stress" für störende Einflüsse von außen und erkannte, dass der Organismus auf eine Stressbelastung mit der Ausschüttung körpereigener Stoffe reagiert, die den Organismus zu "Notfallsreaktionen" (Cannon 1914/1932) wie Kampf oder Flucht befähigen.

Der kanadische Arzt Hans Selye, der allgemein als "Vater der Stressforschung" gesehen wird, prägte heute noch verwendete Begriffe wie das "allgemeine Adaptationssyndrom" (Selye 1946), "Eustress" und "Dysstress" (Selye 1974). Den Begriff "Allgemeines Adaptationssyndrom" verwendete Selye für unspezifische Reaktionen des Körpers auf bedrohliche Stressoren von außen, die mit einer "Alarmphase" und einer darauf folgenden "Phase des Widerstandes" beginnen und bei Weiterbestehen des Stressors in eine "Phase der Erschöpfung", die man heute wahrscheinlich "Burnout" nennen würde, mündet, die mit Krankheit und Tod enden kann.

Lazarus und Folkmann gaben 1966 der Betrachtung des Stressgeschehens eine neue Dimension. Sie unterschieden zwischen "primärer Bewertung", in der das Individuum einen von außen wirkenden Stressor hinsichtlich der Auswirkungen auf seine eigene Person einschätzt, einer "sekundären Bewertung", in der die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten beleuchtet werden und der abschließenden "Neubewertung".

Mason verlangte schließlich 1971 eine erweiterte Stressdefinition, die das gesamte Spektrum interagierender Faktoren einschließen sollte.

Ursin und Olff prägten 1993 ein Stressmodell, das sehr zur klaren Veranschaulichung des weiten Begriffes "Stress" beitrug, das aus drei Teilen bestand und später von Autoren wie Kaluza auch als "Stressampel" beschrieben wurde. Dieses dreiteilige Stressmodell gliedert in die Begriffe "Stress-Stimulus", "Stress-Bewertung" und "Stress- Antwort" (bei Kaluza "Stressor", "Bewertung" und "Stressreaktion").

Hüther versucht 1996 wiederum, im Begriff des "Zentralen Adaptationssyndroms" eine Brücke zwischen physiologisch und psychologisch orientierten Stress- und Angstkonzepten zu schlagen.

Obwohl die moderne Hirnfoschung mittlerweile schon unglaublich weit gekommen ist und kleinste Veränderungen und Reaktionen auf Stress feststellen kann, sind viele Teilaspekte wie zum Beispiel die unterschiedliche Reaktion von Männern und Frauen auf Stress noch nicht gänzlich durchleuchtet.

(Mag. Eva Lindqvist, Dezember 2012)                                        www.personal-recharge.at

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